Endlich ist es soweit! Acht Monate hatte ich gewartet und immer schien der Urlaub noch so weit entfernt, jetzt war es so weit. Noch schnell die Sachen packen, ein Flugticket nach Santa Cruz kaufen und dann konnte es auch schon losgehen.
Grund für den Urlaub ist der Besuch meines Kumpels Matthias, was anfangs in Deutschland mal ein Scherz war nach dem Motto „Ich komm dich dann auch mal da in Bolivien besuchen“, hat sich dann in den Köpfen festgesetzt und wir haben uns noch auf eine relativ offene Reiseroute geeinigt. Unser Plan wie er stand war erst Brasilien (Rio de Janeiro) und dann Bolivien. Soweit war der Plan fest, da wir ja auch unsere Flüge buchen mussten.
Eigentlich hatte ich vor von Cochabamba nach Santa Cruz im Bus zu fahren, auf dem Weg ist aber eine Brücke eingestürzt und so hätte der Weg nur über die alte Straße geführt, welche genau so schlecht wie auch gefährlich ist und ausserdem hätte die Fahrt 18 Stunden oder mehr gedauert.
Die bolivianische Fluggesellschaft BOA hatte zu dem Zeitpunkt aber zum Glück Sonderangebote und so habe ich mich für einen Flug entschieden. Nur 35 Minuten Flug und dann noch direkt am Flughafen in Santa Cruz ankommen, das war so sehr viel einfacher!
Von Santa Cruz ging es dann nach Sao Paulo, von dort nach kurzem Aufenthalt nach Rio de Janeiro. In Rio kam ich abends am Stadtflughafen an, von dort aus musste ich dann noch zum anderen Flughafen fahren, wo Matthias früh morgens ankommen sollte.
Da ich mir den Preis für ein Hostel sparen wollte, habe ich die Nacht dann am Flughafen verbracht. Zum Glück gab es nette Leute, mit denen man auch die ein oder andere Stunde schwätzend verbringen konnte.
Am nächsten Morgen kam Matthias zum Glueck auch überpünktlich an und nachdem wir uns organisiert hatten und herausgefunden haben wie man zum Busterminal kommt ging es auch los.
Am Terminal haben wir uns mit Annika und Sebastian, den beiden Freiwilligen des Bistums Mainz in Rio, getroffen.
Ilha Grande
Unser erste Stopp war die Ilha Grande („große Insel“) von der wir erst dachten sie könnte gar nicht so groß sein. Die deutsche Vorstellung einer tropischen Insel halt, ein paar Palmen und viel Strand. Als wir mit dem Boot näher an die Insel kamen mussten wir aber feststellen, dass sie wirklich riesig ist und auch gar nicht so flach. Einmal angekommen informieten wir uns erst einmal, wo die besten Strände sind und haben uns dann auch direkt auf den Weg gemacht, da es schon spät war und langsam dunkel wurde. Mit unserem vollen Wandergepäck waren wir darauf hin 2 Stunden unterwegs bevor wir unseren Zielstrand erreichten. Gegen Ende der Tour war es komplett dunkel und wir wurden von Affengeschrei der Brüllaffen begleitet.
Am nächsten Morgen konnten wir dann erst einmal einen wunderschönen Sonnenaufgang über dem Meer genießen, da wir den Strand extra so gewählt hatten, dass er nach Osten zeigt. Nach ausführlichem Morgenschwimmen und Frühstück wanderten wir weiter auf dem Weg zum unserem nächsten Ziel dem Traumstrand „Lopes Mendes“. An diesem angekommen hab ich erst einmal die Slackline aufgespannt, die Matthias mir aus Deutschland mitgebracht hat. Das sorgte für einige erstaunte Blicke seitens der andere Leute, aber auch für einen Brasilianer der Slacken konnte und noch ein paar Tricks auf Lager hatte.
Am Nachmittag sind wir dann weiter gelaufen zu unserem Ziel für die Nacht, einem Strand der quasi direkt neben Lopes Mendes lag, aber durch 500 Meter steile Klippe abgetrennt ist. Dort haben wir natürlich erst einmal gebadet und dann Feuerholz zusammengesucht, damit wir abends ein schönes Feuer machen konnten.
Am nächsten Tag trennten sich ein wenig unsere Wege, Matthias und Annika blieben noch ein bisschen am Strand und fuhren danach mit dem Wassertaxi zurück nach Abraão. Sebastian und ich machten uns zu Fuß auf den Weg nach Abraão. Auf der Karte sah es gar nicht so weit aus, in Wirklichkeit war es dann aber doch etwas weiter. Der erste Teil des Weges war ein inoffizieller Weg, der eigentlich für Gruppen mit Führer gedacht ist. Durch die etwas dürftige Ernährung mit Keksen und Früchten über das Wochenende, fingen unsere Mägen irgendwann gewaltig an zu knurren und so war die Freude umso größer, als wir endlich an der Kreuzung ankamen, von wo aus das nächste Dorf (laut Karte) nur noch 2 Kilometer entfernt sein sollte. Noch größer wurde die Freude als das Dorf keine 600 Meter weiter hinter der nächsten Kurve auf uns wartete und mit einem Restaurant punkten konnte, in dem es frischen Fisch mit Pommes, Reis und Bohnen gab. Frisch gestärkt konnten wir uns dann wieder auf den Weg machen und den kleinen 600 Meter hohen Berg, der uns noch von Abraão trennte, bezwingen.
Am nächsten Tag mussten wir leider schon zurück nach Rio de Janeiro fahren, weil Sebastian und Annika wieder arbeiten mussten.
Rio de Janeiro
Unsere Ankunft in Rio de Janeiro war ein relativ großes Chaos, erst sind Matthias und ich am falschen Terminal ausgestiegen und dann fing es auch noch wie aus Kübeln zu schütten. Als wir dann endlich einen Bus gefunden hatte der nach Central fuhr wurden wir durch die Klimaanlage des Busses erst einmal tiefgekühlt, bis der Bus dann auf einmal anhielt und einfach nicht mehr weiterfuhr. Wir dachten erst es sei ein normaler Stau, aber als dann der andere Passagier fragte stellte sich raus, dass weiter vorne die Straße überschwemmt war. Für uns in kurzen Hosen und Flip-Flops natürlich kein Problem und so kamen wir zu Fuß dann auch relativ schnell am Terminal Central und von da aus am Hostel an, in das wir für die Nacht wollten.
Die nächsten Tage haben wir die normalen Tourismus Ziele abgeklappert, Cristo Redentor, Zuckerhut, Strand von Ipanema, Copacabana etc.
Freitagmorgens mussten wir dann leider schon weiter nach Bolivien, die Woche in Brasilien hätte ruhig länger dauern können!
Bolivien
In Santa Cruz angekommen konnten wir unser Gepäck nach Cochabamba zum Glück direkt abgeben und hatten so noch die Möglichkeit ein wenig ins Stadtzentrum zu fahren. Durch das Zwischenseminar kannte ich mich dort ja ein wenig aus und konnte Matthias so eine kurze Stadttour geben.
Nun fing unser wirklich straffer Zeitplan an…
Freitagsabends kamen wir mit dem Flugzeug in Cochabamba an und als wir unsere Sachen gepackt haben für La Paz und den Lago Titicaca erfahren wir von Franz (meinem Gastvater), dass die nächste Woche Wahlen am Sonntag sind und deswegen keine Autos fahren dürfen. So mussten wir unseren Reiseplan ein wenig umschmeißen. Auf den Weg nach La Paz machen wir uns trotzdem, um wenigstens die Todesstraße zu machen.
Deathroad/La Paz
Nach einer Fahrt mit dem Fernbus kommen wir morgens in La Paz an. Die Reservierung die wir im Internet gemacht hatten für die Todesstraße haben sie natürlich vergessen, die Sekretärin hat es trotzdem noch geschafft uns Fahrräder zu organisieren, so dass wir glücklicherweise die Tour noch mitmachen konnten.
Auf der Deathroad hatten wir richtig gutes Wetter und einen guten Guide, so konnten wir auch ein wenig schneller fahren. Das letzte Mal, dass ich die Deathroad gefahren bin, war richtig schlechtes Wetter und so war es toll, bei einem super Ausblick zu fahren.
Das richtige Erlebnis war dann aber als wir es geschafft haben, unseren Fahrer zu überreden, dass wir die Deathroad auch im Auto hochfahren. Das ging auch so lange gut, bis es anfing zu regnen. Die Wasserfälle waren auf einmal doppelt so stark und einer bedeckte gleich den ganzen Weg. So gab es leider keine Möglichket weiterzufahren und wir mussten von fast komplett oben wieder ganz herunter.
In La Paz sind wir dann noch einmal mit dem Teleferico (der Gondel) gefahren, von dem aus man einen super Blick über die ganze Stadt hat.
Wieder zurück in Cocha hatten wir einen Tag Zeit, Wäsche zu waschen und uns mit Keksen einzudecken, bevor wir abends in den Fernbus nach Potosi gestiegen sind.
Potosi
Morgens in Potosi angekommen machten wir uns auch direkt auf die Suche nach einer Reiseagentur, die Touren in die Mine anbietet. Nach einem kurzen Frühstück im Mercado ging es auch direkt los zu den Minen. Erst einmal fuhren wir an einem kleinen Markt vorbei, dort haben wir noch so ein Geschenkpackage für die Minenarbeiter zu kaufen. Danach sind wir dann in die Minen rein, wo uns gezeigt wurde, wie die Minenarbeiter die Erze (Silbererz und Lithium) abbauen. Matthias und ich mussten eigentlich die ganze Zeit gebückt laufen, wir sind einfach ein wenig zu groß…
Auf der Tour lernten wir Kira und Isi kennen, mit denen wir kurzerhand beschlossen zusammen nach Uyuni zu fahren.
Uyuni
Das Wichtigste in Uyuni war dann abends noch eine Reiseagentur zu finden, da die Touren immer morgens um 9 Uhr starten. Am nächsten Morgen wurde uns dann unser Auto und unser Fahrer zugeteilt, unser Gepäck aufs Dach des Autos geschnallt und ab gings zum Salar de Uyuni.
Bevor wir am Salzsee ankamen, fuhren wir noch am Cementerio de Trenes („Zugfriedhof“) vorbei, auf dem die alten Züge abgestellt sind und der vor der unendlichen Weite ein traumhaftes Bild abgibt.
Als wir dann am Salar de Uyuni amkamen, konnten wir alles es nicht so ganz fassen, dieser unglaubliche Eindruck wenn du in alle Richtungen nur von weißem Boden und strahlend blauem Himmel umgeben bist.
Nach einem Tag auf dem Salzsee fuhren wir am nächsten Tag hoch in die Berge, kamen dort an unzähligen Seen, Gesteinsformationen, etc. vorbei.
Der nächste Tag begann schon um 4 Uhr morgens, damit wir rechtzeitig zum Sonnenaufgang an den Geysiren ankommen. Inmitten von blubbernden Geysiren, Schnee und Dampfschwaden konnten wir den Sonnenaufgang genießen.
Später am Tag fuhren wir dann zurück nach Uyuni, von wo aus wir dann abends nach Cochabamba zurückfuhren.
Cochabamba
Nach einer ewig langen Busfahrt kamen wir endlich in Cocha an. Beim nach Hause laufen dachte ich mir nur „Endlich wieder zuhause!“. Es tat so gut, wieder in einer Stadt zu sein, wo man sich nicht wie ein Tourist fühlt, man sich auskennt, einfach zu Hause ist.
Da es in Cocha nicht so viel zu sehen gibt, waren wir nach einem Besuch der Cancha (dem Markt), einem Aufstieg auf den Cristo und einem Rundtrip über die Plätze der Stadt auch schon fertig mit dem Tourismusprogramm.
Danach hieß es ein wenig ausruhen, Wäsche waschen, etc.
Um die Bürgermeisterwahlen nicht in Cocha festzusitzen, wo es keinen Verkehr gibt, beschlossen wir nach Chapare zu fahren.
Villa Tunari
Eigentlich sollte die Busfahrt 4 Stunden dauern, wegen der eingestürzten Brücke und Stauproblemen wurden dann leider 9 Stunden draus. So kamen wir um Mitternacht in Villa Tunari, einem kleinen Dschungelort an und haben es zum Glück noch geschafft ein schönes Hostel für einen sehr guten Preis zu finden.
Am nächsten Tag war wegen der Bürgermeisterwahlen absolutes Auto- und Motorradverbot, so dass wir den Tag ganz entspannt verbringen konnten. Eigentlich wollten wir gerne zu einer Art Teich gehen, in dem man schwimmen kann, da diese aber alle weit vom Dorf entfernt waren und wir den Weg nicht gefunden haben, beschlossen wir einfach uns ein schönes Fleckchen Fluß zu suchen.
Gesagt getan fanden wir nach ca. 1 Stunde suchen und einem vergeblichen Versuch den Fluß zu durchwaten einen Platz, an dem man sich schön mit dem Strandtuch hinlegen konnte. Schwimmen war an der Stelle leider unmöglich, da der Fluß wirklich reißend war. Nach einem bisschen die Umgebung erkunden hatten wir aber einen Ort gefunden, an dem man auch ins Wasser konnte.
Auf der Rückfahrt nach Cochabamba haben wir dann ein Trufi genommen, das nur 5 Bolivianos mehr kostete und dafür doppelt so schnell war wie der Bus auf dem Hinweg bergab und das bei 3 Höhenkilometern bergauf!