Nach knapp zwei Monaten kommt dann auch mal wieder ein Lebenszeichen. Der Grund: Wir haben es am Donnerstag endlich geschafft unsere Visumsunterlagen einzureichen!
Das mag jetzt nicht so besonders klingen, aber wenn man knapp 4 Monate von Behörde zu Behörde, zum Anwalt, zum Notar, zur Übersetzerin, etc. gerannt ist, ist dieser Moment doch etwas besonderes.
Die wirklich schlimme Zeit war aber die Zeit in der Migracion. Dort kam dann alles auf einen Schlag, naja doch nicht ganz. Jedes Mal wenn wir hingegangen sind, fehlte eine andere Sache… So hatten wir Ende Oktober alles für das Jahresvisum zusammen, kriegten dann aber von den Mitarbeitern mitgeteilt, dass es neue Gesetze gäbe. Diese neuen Anforderungen zeigten dann, dass es kein Extra Visum mehr für Freiwillige gibt, sondern nur noch ein Arbeitsvisum. Dementsprechend mussten wir also dieses Arbeitsvisum beantragen, wobei die Requisitos davon natürlich ein wenig anspruchsvoller waren. Neben Kontoauszügen der vergangenen 6 Monaten, natürlich übersetzt, wurde noch ein deutsches Führungszeugnis gefordert. Diese zu beantragen stellte auch schon das nächste Problem dar. Prinzipiell ist die Beantragung in der BRD persönlich, bei mir hat es trotzdem geklappt, dass meine Mutter das Führungszeugnis beantragen konnte, manchmal hat es auch Vorteile wenn man aufm Dorf lebt 🙂 Als wir uns dann das nächste Mal bei der Migracion mit den übersetzten Kontoauszügen anstellten, wurde uns dann noch gesagt, dass wir ein Rejap Zeugnis brauchten, Zeitpunkt 24 Stunden. Statt 24 Stunden hat das ganze dann fast eine Woche gedauert und ging dann auch nur dadurch, dass ich den Bearbeiter auf meine Kosten zu ner Cola eingeladen habe. Dann war das Zertifikat aber innerhalb von 30 Minuten fertig, man muss scheinbar nur Anreize schaffen.
Beim nächsten Mal bei der Migracion kamen wir schon in den Genuss einer Schlange nur für Ausländer, leider war unser Medizinisches Zeugnis schon abgelaufen und im FELCC gab es einige Fehler. So mussten wir am nächsten Tag wiederkommen, hatten aber schon die Zusage von dem netten Angestellten, dass egal welche Nummer wir ziehen, wir einfach direkt zu ihm kommen sollen. Bei der Kontrolle war das erste Mal, dass wir es ohne irgendeine Beanstandung geschafft haben, aufgrund der schon fortgeschrittenen Uhrzeit konnten wir auch direkt in der Migracion bezahlen und mussten nicht erst zur Bank laufen und uns dann wieder anstellen.
Bei der Inspektorin wurde das Fotoshooting für unser Visumsbild dann zu einer wahren Attraktion, auf einmal standen da dann 3 Beamtinnen und versuchten das schönst mögliche Portrait von uns mit einer Webcam zu schießen. War ganz lustig und dadurch aber auch raltiv schwer, für das Bild ernst zu bleiben. Damit war aber unser Besuch in der Migracion auch fertig und wir müssen nur am Montag noch einmal wiederkommen um zu gucken ob es Beanstandungen gibt, sollte dass nicht der Fall sein werden wir wohl dann nach knapp 4 Monaten unser Visum endlich in der Hand halten können 🙂
Hier noch ein Auszug aus meinem Monatsbericht:
Visa in Bolivien, das ist ja ne Geschichte. Ob das in Deutschland genau so ist? Angefangen hat alles am Anfang vom Oktober, als wir zu Interpol gegangen sind, weil wir schon fast 4 Wochen auf unser „Certificado Antecedentes“ also ein Führungszeugnis gewartet haben. Versprochen wurde uns beim Einreichen unserer Unterlagen, dass wir angerufen würden sobald unsere Unterlagen aus Deutschland per Fax gekommen wären. Den Anruf haben wir natürlich nicht gekriegt, wie wäre das auch anders zu erwarten? Von der Alicia haben wir dann erfahren, dass ihr Fax schon nach einem Tag da war, sie hatte natürlich aber auch die 3 Wochen abgewartet, die ihr vorher mitgeteilt worden waren.
Naja jetzt waren wir wenigstens auf dem gleichen Stand mit Alicia, so dass wir uns dann nach dem Zusammensuchen aller möglichen Papiere, zum Transito begeben haben um uns dort ein weiteres Certificado
Antecedentes ausstellen zu lassen. Zu dem Zeitpunkt wurde leider umgebaut, wir sollten am nächsten Montag wiederkommen, damit sie uns dann natürlich gerne weiterhelfen können. Sie haben aber unsere Unterlagen schon einmal durchgeguckt und uns
gesagt, dass dort nichts fehlt. Als wir dann das nächste Mal um 7 Uhr morgens wiederkamen waren so circa 100 Leute vor uns, die auch schon vor dem schönen, neuen Wartesaal gewartet haben. Der neue Wartesaal wurde dann nicht eröffnet, weil es wohl irgendein Problem mit den neuen Computern gab. So saßen wir vor den schönen Scheiben des neuen Wartesaals und warteten und warteten und warteten… Grund dafür war, dass statt den neuen 20 Schaltern nun leider nur die alten 3 Schalter bereit standen. Die Wartezeit wurde jedoch davon versüßt, dass im Fernsehen eine Art „Verstehen sie Spaß“ lief. Unterbrochen wurde dies nur alle 15 Minuten durch eine Werbeeinstrahlung des Staatskonzerns YPFB, der Werbung für sich?! machte. So haben wir in der Wartezeit diese Werbung 12x gesehen.
Endlich waren wir dann an den Schaltern, Alicia war auch relativ schnell fertig, bei Georg und mir dauert das Ganze dann doch noch ein wenig länger gedauert, Grund war, dass in der Bank beim Einzahlen unseren Namen falsche geschrieben wurden. Nach 5 Minuten lang dauernden Verhandlungen mit dem Finanzchef der Behörde kamen wir dann zu dem Ergebnis, dass wir das unter Freunden machen, ich ihm meine Nummer da lasse und er mich anruft, wenn jemand anders mit dem gleichen Beleg kommt und wir dann einen neuen herbeizuschaffen haben.
Nächster Schritt: „Registro Domiciliario“, die Eintragung unseres Wohnortes. Der
Eingang dorthin war sehr spannend, der klackende Lüfter an der Decke sorgte für die dazu passende Geräuschatmosphäre. Hat soweit auch alles ganz gut geklappt, bis auf das wir 20Bs „Druckgebühr“ zahlen mussten, über diese gab es natürlich keine Factura. Auf dem Zertifikat war bei der Abholung dann leider aber nicht mein Name, sondern der Name eines gewissen Mateos. Das haben sie dann aber relativ schnell und ohne Zusatzkosten korrigiert, das hat wenigstens ganz gut geklappt.
Nach dem Registro Domiciliario sind wir dann auch direkt weiter zur Migracion, um unser 30 Tages Visum („Visa de objeto determinado de 30 dias“) zu beantragen. Dieses brauchen wir leider auch um das Jahresvisum zu beantragen. Am Montagvormittag war es dann leider nicht mehr möglich, das Visum zu beantragen, da es in der Behörde ein Nummernsystem gibt und nur eine bestimmte Anzahl an Nummern ausgegeben wird. Wir haben uns dann dagegen entschlossen nachmittags noch einmal zu kommen. Dumme Entscheidung, dazu aber später mehr…
Als wir Mittwoch dann um 7.30 Uhr morgens da waren, nachdem uns unsere Erfahrungen mit den Behörden gezeigt haben, dass es sinnvoller ist früher als die Öffnungszeiten da zu sein, da man sonst umso mehr warten muss. Also 10 Minuten warten müssen, danach konnten wir dann auch schon an den Schalter. Alles sah ganz gut aus mit unseren Papieren, bis dem einen Sachbearbeiter aufgefallen ist, dass uns die „Solvencia Economica“, ein notarisches Schreiben, das die finanziellen Mittel darlegt, die einem pro Monat zur Verfügung stehen, fehlt. Also sind wir schnell zur Notarin unseres Vertrauens gefahren, bei der wir schon für die anderen Behörden hatten Schreiben anfertigen lassen. Diese war leider nicht in Person dar, sondern nur ihre Tochter, die das natürlich nicht unterschreiben konnte. Glücklicherweise waren wir dort in einem Gebäude, in dem noch mehr Notare sind und konnten so direkt zu einer anderen Notarin gehen, diese hat uns die Schreiben auch schnell nach der Beschreibung, die auf der Anforderungsliste stand, angefertigt. Also schnell zurück zur Migracion, dort durften wir uns sogar ohne Nummer direkt reindrängeln. Dem Schreiben der Notarin fehlte leider aber eine Sache und zwar, dass wir Freiwillige sind. In dem Schreiben stand nur, dass wir freiwillig arbeiten… So sind wir schnell zur Notarin zurück in der Hoffnung sie trotz Mittagspause noch anzutreffen. Angetroffen haben wir sie auch noch, allerdings in einem Date mit ihrem Freund/Mann/???, sie hat uns dann aber noch schnell die Zeile eingefügt, die wir brauchten und war sehr nett.
Nach der Mittagspause sind wir wieder zur Migracion gefahren, nur damit uns die Sachbearbeiter dann gesagt haben, dass unsere Kontoauszüge nicht in Ordnung wären. Grund dafür ist, dass wir vom Bistum Mainz ein einziges Mal eine Zahlung über fünf Monate erhalten haben und nicht monatlich Geld bekommen. Sollte ja eigentlich logisch sein, dass wenn man einen großen Betrag erhält und im Verwendungszweck sogar noch steht „Taschengeld 08/14-12/14“, dass das Geld für die besagten Monate sein sollte. Bei der Prüfung dieser Aussage durch ihren Vorgesetzten fiel dann noch auf, dass Georg und ich eine falsche Steuerbescheinigung des Projektes hatten. Im Projekt war keiner aus der Verwaltung mehr anwesend, so dass wir die Angelegenheit auf den nächsten Tag verschieben mussten.
Am nächsten Tag hatten wir mit unserem Chef Enrrique ausgemacht, uns um Punkt Acht zu treffen, um diese Sachen zu erledigen. Leider funktionierte dann die
Website von der Steuerstelle nicht, so dass wir das erforderliche Zertifikat nicht runterladen konnten. Kurz bevor wir dann mit dem Auto aufbrechen wollten, um das Zertifikat im Finanzamt abzuholen, funktionierte die Seite jedoch wieder und so konnten wir noch knapp vor der Mittagspause mit frisch ausgedruckten Kontoauszügen und den Steuerbescheinigungen wieder zur Migracion. Diesmal hatte alles ohne Probleme geklappt, so dass wir nur nach der Mittagspause wiederkommen mussten mit dem Einzahlungsbeleg der Bank, dass wir die Strafzahlung dort hinterlegt haben und dann wurde unser Pass einkassiert, um das Visum dort reinzukleben.
Nächste Woche geht es dann noch einmal zur Migracion um unsere Pässe abzuholen und hoffentlich direkt das Jahresvisum beantragen zu können. Dabei könnte es jedoch ein paar Probleme geben, am 03. November gibt es nämlich neue Gesetze für die Migracion, da könnte sich dann auch für uns noch einiges ändern. Wären wir besser direkt am Montagnachmittag noch wieder hingegangen… Naja ich bin gespannt und hoffe, dass sich für uns nichts ändert und wir dann vielleicht schon in zwei Wochen unser Visum für das nächste Jahr in der Hand haben…