4 Wochen

Jetzt ist es soweit, schon bin ich einen Monat hier. Die Zeit ging so schnell rum, wenn die Zeit weiter so schnell vergeht ist das Jahr schon zu Ende bevor es angefangen hat.

Vor zwei Wochen waren wir mit einigen Educadores auf einer Art Ausstellung im Zentrum von Cliza. Dort haben verschiedene Projekte IMG_1370-1Werbung für sich gemacht und auch direkt Straßenkinder angesprochen. Von diesen haben wir dann erfahren, dass auch öfter Straßenkinder Zuflucht in einem Pfarrhaus im Nachbarort namens Toko suchen. Dann sind wir noch schnell bei dem Pfarrer vorbeigefahren und haben ihm ein wenig von dem Projekt erzählt und ein paar Flyer gegeben, falls Kinder zu ihm kommen, die Hilfe suchen.
Auf dem Weg zurück nach Cliza kamen wir an einem Friedhof vorbei, an dem die Unterschiede zwischen Arm und Reich ganz deutlich zu sehen waren. Die ärmeren hatten Gräber in der Erde, während die reicheren kleine Häuschen hatten.
Auf dem Rückweg von Cliza nach Cochabamba haben wir noch kurz in Tarata gehalten, wo wir Chicheron gegessen und Chicha getrunken haben. Chicheron sind Stücke vom Schwein, die angebraten (teilweise) richtig lecker sind. Chicha ist ein traditionelles Getränk, das aus Mais hergestellt wird. Auf dem Weg zum Bad konnte ich auch noch einen Blick auf die Schädeldecke eines frisch geschlachteten Ochsen werfen.

Am Samstagnachmittag habe ich auch nochmal mit den anderen Freiwilligen den Aufstieg auf den Cristo de la Concordia gewagt. Anders als IMG_2414-1beim ersten Mal war ich diesmal nicht krank und habe den Aufstieg sehr viel besser verkraftet. So waren die ca 1300 Stufen in knapp 20 Minuten besiegt und wir konnten den grandiosen Ausblick auf die Stadt genießen. Nach noch einer Runde Joggen am nächsten Morgen entlang des Bachs konnte ich mich aber über immer mehr Muskelkater freuen, da hatten die Beine wohl genug.
Beim Joggen entlang des Bachs der direkt an unserem Projekt vorbeifließt habe ich direkt mehrere Puppen entdeckt, die an Laternen aufgeknüpft, sowie blutrot angemalt waren. Unter den Puppen hingen Schilder mit der Aufschrift „Achtung, hier herrscht Gemeinschaftsjustiz!“ Ich kannte das immer nur als Selbstjustiz, hier ist das wahrscheinlich aber was anderes. Ob das nur zur Abschreckung dient, oder ob sie das wirklich machen will ich nicht wirklich herausfinden. Bis auf diese Sache ist die Straße aber echt schön zum Joggen, Pflastersteine mit Staub/Erde aufgefüllt sind für die Füße angenehm. Die Distanz kann man sich auch relativ frei wählen, da die Straße scheinbar endlos weitergeht. Entlang der Straße sind Bauernhöfe und Felder, aber auch riesengroße Anwesen mit 4m hohen Mauern.
Generell ist hier in Tiquipaya der Unterschied zwischen arm und reich sehr auffällig. Zwischen Backsteingebäuden die nicht fertig verputzt sind um Geld zu sparen, stehen Villen mit einem hoch umzäunten oder ummauerten Garten. Meist befinden sich auf den Mauern auch noch Glasscherben oder direkt ein Elektrozaun.

Heute haben wir für das Projekt einen Großeinkauf an Fleisch, Obst und Gemüse gemacht. Leider hatte ich keine Kamera dabei, sonst hätte ich mal ein Bild von dem Fleischladen gemacht. Hunderte Kilo Fleisch aufgereiht in Kühltheken. Zu den ganzen Hühnchen konnte man auch direkt noch die Hühnerklauen kaufen, während ich noch nicht verstehe wie man die essen kann, lieben die meisten Kinder die Hühnerklauen.
Auf dem Obst/Gemüsemarkt haben wir einen Sack Kartoffeln gekauft, den uns zum Glück ein Einheimischer auf die Ladefläche vom Pickup transportiert hat. Der Sack sah so aus, als würde er bestimmt 80kg wiegen. Nachdem ich dann einmal quer durch die Stadt mit dem Auto wieder zurück gefahren bin, standen wir nun vor dem Problem, dass vor dem Fleischladen unser Auto nicht mehr ansprang, bzw. nicht mal mehr einen Mucks von sich gab. Zu allem Überfluss standen wir auch noch bergauf, also keine Chance anzuschieben. Victor wusste allerdings dass man das Gas 10 Sekunden drücken muss bevor man dann wieder starten kann. Danach funktionierte das Auto wieder und wir konnten zum Projekt zurückfahren. Dort wartete dann das Ausladen der Sachen auf uns. Der Kartoffelsack wurde fachmännisch vom Pickup auf eine Schubkarre gerollt und damit bis in die Küche transportiert.

Nachdem das alles geschafft war, sind wir noch zum Notar gegangen um uns ein Schreiben über die Richtigkeit der Übersetzungen anfertigen zu lassen. Der zweite Notar bei dem wir waren hatte dann auch eine Ahnung wie das ganze aussehen muss bzw. was dort drin stehen muss. Jetzt haben wir endlich (hoffentlich) alle Unterlagen für Interpol und können dann morgen dann dorthin gehen. Wenn denen nichts mehr einfällt, was Ihnen noch fehlt an unseren Unterlagen, hätten wir Schritt 2 von 5 auf dem Weg zu unserem Visum geschafft und jetzt erst mal einen Monat Zeit, bis wir den nächsten Schritt angehen können, bzw. müssen.

Zu guter Letzt mach ich mich jetzt mal dran die Unterlagen für Interpol zusammenzusuchen, damit morgen früh dann auch alles beisammen ist und nicht die Hälfte fehlt.

Hasta Luego!